Bereitschaftspolizei in Borna: Ausschreitungen zu Silvester sollen verhindert werden

Vor einem Jahr gab es Silvester Randale in Borna. 200 Personen versuchten, den Christbaum vorm Rathaus zu attackieren. Die Polizei erklärt, wie sie so etwas in diesem Jahr verhindern will.

Es waren üble Szenen, die sich in der Nacht vom 31. Dezember 2022 zum 1. Januar 2023 in Borna abspielten. Etwa 200, teilweise vermummte Jugendliche versuchten, den Christbaum vor dem Rathaus umzustürzen und anzuzünden. Zudem wurde das Rathaus mit Feuerwerkskörpern beschossen. Die Schäden beliefen sich dabei auf etwa 5000 Euro.

Auch der Zeitungskiosk, der seit Jahrzehnten in der Bahnhofstraße stand, wurde zerstört. Unbekannte fackelten den kleinen Pavillon ab. Es waren Ereignisse, die Borna anschließend unfreiwillig in die Schlagzeilen der überregionalen Medien brachte. Die Stadt wurde in einem Atemzug mit Neukölln genannt. In dem Berliner Problembezirk waren Sicherheitskräfte massenhaft von einem tobenden Mob angegriffen worden.

Interviews des Bornaer Oberbürgermeisters

Der Bornaer Oberbürgermeister musste einige Tage lang nahezu im Stundentakt Interviews geben – für den „Spiegel“ und die „Zeit“ aus Hamburg, aber auch für das einstige SED-Zentralorgan „Neues Deutschland“ und die „Frankfurter Allgemeine“. Keine angenehme Aufgabe, zumal dabei auch Vorwürfe im Raum standen, während der Ausschreitungen nach Mitternacht seien Sieg-Heil-Rufe zu hören gewesen. Eine falsche Fährte, wie sich herausstellte, die sogar SPD-Co-Chef Lars Klingbeil aufnahm. Er musste sich später entschuldigen.

Aus diesen Gründen sind sich Polizei und Stadtverwaltung einig, dass sich etwas Vergleichbares nicht wiederholen soll. Im Zentrum der Präventivmaßnahmen steht dabei der große Christbaum. Der steht in Borna wie andernorts auch üblicherweise bis zum 6. Januar. Am Dreikönigstag endet die Weihnachtszeit. Die Polizei hätte gern, dass der Baum bis zum letzten Tag des Jahres vom Markt verschwindet. Das aber, so hat Oberbürgermeister Oliver Urban (SPD) durchblicken lassen, will die Stadt nicht. Nicht zuletzt auch deshalb, weil das einer Kapitulation vor potenziellen Rowdys gleichkäme.

Finale Entscheidung am Sonnabend

Das letzte Wort in dieser Sache ist aber noch nicht gesprochen. Wenn es darum gehe, Einsatzkräfte zu schützen, die im Zweifel den Baum löschen müssten, sei ein vorzeitiger Abbau des Baums denkbar. „Die finale Entscheidung fällt vermutlich erst am Sonnabend“, so Urban.

Bereitschaftspolizei in Borna

Die Polizei, zu Silvester im Großeinsatz und im Raum Leipzig von der Bereitschaftspolizei, der Bundespolizei, der Landespolizei Thüringen und dem Polizeiverwaltungsamt und bei Bedarf auch von einem Hubschrauber und Wasserwerfern unterstützt, will in Borna laut Angaben von Olaf Hoppe, Sprecher der Polizeidirektion Leipzig, „aufgrund der Ereignisse der letzten Jahre einen eigenen Einsatz zur Silvesternacht“ führen. Dabei kommen zur Unterstützung auch Kräfte der Bereitschaftspolizei nach Borna.

Zudem versucht die Polizei, in den sozialen Netzwerken Hinweise für Planungen von Ausschreitungen zu finden. Dabei, so Polizeisprecher Hoppe weiter, sei „die Polizei weiterhin auch auf Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen“, da sie in geschützten Bereichen wie Chatgruppen grundsätzlich keinen Einblick habe.

Neun Verdächtige ermittelt

Nach den Ausschreitungen vor einem Jahr wurden Ermittlungsverfahren wegen Verstößen gegen das Sprengstoffgesetz, Landfriedensbruchs in Verbindung mit gefährlicher Körperverletzung und gemeinschaftlicher Sachbeschädigung sowie des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen eingeleitet. Dabei wurden neun Beschuldigte ermittelt, allesamt Männer im Alter von 16 bis 21 Jahren sowie ein strafunmündiges Kind identifiziert. Die Verfahren liegen bei der Staatsanwaltschaft.

lvz